Erinnern hilft gegen das Vergessen. Mit Putzlappen, Schwämmen und Metallreiniger ausgestattet versammelten sich Schülerinnen und Schüler der AG Stolpersteine des Gymnasiums Birkenfeld an den in den Orten Birkenfeld und Hoppstädten-Weiersbach verlegten 13 Stolpersteinen, um diese von Schmutz und Patina zu reinigen. Anlass für diese Aktion war der 83. Jahrestag der Reichspogromnacht.
Vom 9. auf den 10.11.1938 setzten organisierte SA-Schlägerbanden der Nationalsozialisten Synagogen in Brand, zerstörten Fensterschreiben von Geschäften und drangen in Wohnungen jüdischer Mitbewohner ein. Bei dieser geplanten Aktion wurden in Deutschland tausende Juden misshandelt, verhaftet und getötet.
Auch in Birkenfeld und Hoppstädten-Weiersbach, die eine große Anzahl jüdischer Mitbewohner hatten und in den Synagogen standen, kam es zu solchen Aktionen. So wurde das Mobiliar der Synagoge in Hoppstädten mutwillig zerstört und nur durch ein Eingreifen eines Polizisten, der ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarhäuser befürchtete, vor dem in Brand setzen geschützt. Die Synagoge in Birkenfeld wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen und später abgerissen. Während die Synagoge in Hoppstädten den Krieg überstand und bis heute als Wohnhaus genutzt wird, wurde das jüdische Gotteshaus in Birkenfeld später von den Nazis abgerissen. An sie erinnert ein Gedenkstein am ehemaligen Standort unterhalb des Oldenburger Schlosses.
In dieser Nacht wurden auch zahlreiche jüdische Mitbewohner in beiden Orten misshandelt und einige in das KZ Dachau bei München verbracht. Erst nach Wochen konnten sie gegen eine Geldzahlung das Lager verlassen. Die Reichspogromnacht markiert den Übergang zur systematischen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung, die ab 1941 im Holocaust an der jüdischen Bevölkerung ganz Europas endete.
Den Schülerinnen und Schülern der AG Stolpersteine war es wichtig, mit ihrer Aktion an die Menschen aus Birkenfeld und Hoppstädten-Weiersbach zu erinnern, die von den Nazis verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Gerade in Zeiten, in denen in Teilen der deutschen Bevölkerung extreme und menschenverachtende Ideologien wieder Anklang zu finden scheinen, ist eine solche Erinnerungsaktion von großer Bedeutung.