Gymnasiast:innen aus Birkenfeld sammeln Praxiserfahrung im Speziallabor der Stefan-Morsch-Stiftung
Wie hängen das Unterrichtsthema Genetik und die Hilfe für Leukämiepatient:innen zusammen? Das haben zehn Schüler:innen des Gymnasiums Birkenfeld während dem Projekttag nicht nur gelernt, sondern auch geübt: im HLA-Labor der Stefan-Morsch-Stiftung. Denn unter dem Motto „Lebensretter-Schule“ bietet die Birkenfelder Stammzellspenderdatei Bildungsstätten an, Themen aus dem Unterricht hier erlebbar zu machen.
DNA isolieren, PCR-Methode zur Vervielfältigung von Genen, Sequenzierung und Immunabwehr – das kennen die Schüler:innen bereits aus dem Bio-Unterricht. Genau diese Begriffe gehören zu den theoretischen Grundlagen, um für Leukämiepatient:innen genetisch passende Stammzellspender:innen zu finden. Schulgruppen können im HLA-Labor der Stefan-Morsch-Stiftung ihr Wissen nicht nur vertiefen, sondern dürfen selbst in weiße Kittel schlüpfen und die Theorie konkret anwenden. Eine besonders knifflige Aufgabe, der sich die zehn Gymnasiast:innen stellen: Mit einer hochtechnisierten Pipette Flüssigkeiten im Mikroliterbereich aufzunehmen und in ein Röhrchen zu träufeln. Auch die spezialisierten Geräte führt das Fachpersonal vor. Mithilfe von bioinformatischer Software können so viele die Prozesse im Labor um ein Vielfaches beschleunigen beschleunigt werden. Die 18-jährige Sophie Wichter erzählt: „Ich finde es sehr spannend im Labor. Was uns die Mitarbeiter hier zeigen und die praktischen Übungen helfen mir dabei, dass ich mir das theoretische aus dem Unterricht viel besser vorstellen kann.“
Für Biologie-Lehrer Frank Wagner ist es bereits der dritte Besuch mit einer Gruppe bei der Stefan-Morsch-Stiftung: „Sie nehmen vor allem von den Praxisparts viel mit. Es ist schön, dass wir quasi vor unserer Tür diese Gelegenheit haben und so den Unterrichtsstoff an einem Beispiel aus dem wahren Leben vertiefen können.“
Aber auch für den 47-Jährigen gab es Neues zu entdecken: der Einblick in die Corona-Testung. Seit etwa einem Jahr wertet das Laborpersonal in separaten Räumen Proben möglicherweise positiver Kontaktpersonen im Auftrag des Gesundheitsamtes für den Kreis Birkenfeld aus. Eine Mitarbeiterin erklärt: „Dafür brauchen wir eine ähnliche Geräte-Ausstattung, wie zur Analyse der Merkmale von Stammzellspendern. Nur die Software und die eingesetzten Teste sind andere. Das PC-Programm ist mit den Geräten gekoppelt und erzeugt Kurvendiagramme. Daran lesen wir ab, ob Corona-Viren vorhanden sind. Wir können auch erkennen, ob die Viren in einer großen oder kleinen Menge vorliegen. Um die SARS-CoV-2-Variante zu bestimmen, müssen allerdings weitere Analysen vorgenommen werden.“
Die Zusammenarbeit mit Schulen ist der Vorstandsvorsitzenden Susanne Morsch wichtig: „Mit unserem Projekt ‚Lebensretter-Schule‘ ergänzen wir praxisorientiert den Unterricht. Gleichzeitig ist Leukämiehilfe und die Registrierung als Spender oder Spenderin ein gutes Beispiel dafür, wie junge Menschen soziale Verantwortung für Hilfebedürftige übernehmen können. Deshalb bieten wir Schulgemeinschaften an, die Gelegenheit zur Typisierung zu schaffen.“ Auch einige der Jugendlichen haben sich vor Ort als potenzielle Stammzellspender:innen in die Datei aufnehmen lassen. Jule Sauer (18) ist eine von ihnen: „Ich finde es gut, dass wir uns hier so einfach typisieren lassen konnten. Ich habe hier gelernt, dass es eine gute Sache ist, weil man Menschen helfen kann.“ Gerade junge Menschen können so besonders viel bewirken. Denn Sie werden aus medizinischen Gründen häufiger als Stammzellspender:in ausgewählt und bleiben noch lange – bis zum 61. Geburtstag – als potenzielle:r Lebensretter:in in der Datei, um Betroffenen weltweit zu helfen.
Bildunterzeile: Stefan-Morsch-Stiftung bietet Schulen unterrichtsergänzende Lehrangebote aus der Praxis. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung/Annika Bier