Feierstunde am Birkenfelder Gymnasium: Erste erfolgreiche Absolventen erhalten ihre Zertifikate fürs internationale Abitur
Birkenfeld. In der Geschichte des Gymnasiums Birkenfeld, das 1869 in der Oldenburgerzeit eingerichtet wurde, werden Laura Blumenstock, Luca Eifler, Xiao Qi Guo, Hannah Kent, Daniel Krieger, Lasse Lang, Alexander Petri und Noel Schneider einen besonderen Platz einnehmen, „weil sie immer die Ersten sein werden, die sich dieser neuen Herausforderung gestellt haben”. So formulierte es der kommissarische Schulleiter Tino Schmitt am Donnerstag bei der Feierstunde, in der die oben genannten Schüler – drei von ihnen fehlten studienbedingt – im Mittelpunkt standen.
Die acht jungen Leute haben sich – nachdem sie im März ihr reguläres Abitur bestanden haben – erfolgreich weiteren Prüfungen gestellt und nun in bis zu drei Fächern (Mathe, Englisch, Biologie) die entsprechenden Zertifikate für das International Baccalaureate (IB) einer in Genf ansässigen Organisation erhalten. Sie sind damit die ersten Absolventen des IB Diploma Programms, das das Gymnasium Birkenfeld seit der offiziellen Anerkennung im Juni 2019 als Bildungsangebot mit Alleinstellungsmerkmal in der Region umsetzen darf und die Möglichkeit zum Erwerb des internationalen Abiturs gibt.
Diesen weltweit gültigen Abschluss können Schüler bisher in Rheinland-Pfalz nur an einer weiteren staatlichen Lehranstalt, dem Theodor-Heuss-Gymnasium in Ludwigshafen, ablegen. Das betonte Bildungsstaatssekretärin Bettina Brück (SPD) bei der Feierstunde mit den erfolgreichen Schülern, deren Eltern, VG-Bürgermeister Bernhard Alscher (vom Schulträger Kreis war kein Vertreter anwesend) und des Lehrerkollegiums inklusive des im Sommer pensionierten früheren Direktor Dietmar Fries. „Nur wer den Mut hat, etwas Neues zu wagen, kann sich persönlich weiterentwickeln”, lobte Brück den erfolgreichen Einsatz der acht Schüler. Mit den IB-Zertifikaten würden sich den Absolventen neue Horizonte eröffnen und sie seine damit bestens vorbereitet auf die globalisierte Welt.
„Ohne Internationalität geht heute nichts mehr”, betonte Alscher. Er betonte, dass beim Bemühen, IB-Schule zu werden, alle Beteiligten „an einem Strang gezogen haben und die große Chance erkannt haben”. Der Kreis und die VG über den Verein BIR inform sichern die finanziellen Mittel zur Umsetzung des IB-Programms Das Bildungsministerium hatte bereits 2017 dem Antrag der Schule zugestimmt und stellt die dafür notwendigen Lehrkräfte zur Verfügung, erläuterte Brück.
Geboren wurde der Gedanke, am Gymnasium Birkenfeld das internationale Abitur anzubieten, bereits im Jahr 2016. Ein wichtiger Grund dafür war die Ansiedlung von Firmen aus Fernost im Oak Garden in Neubrücke, was zu einer wachsenden Zahl an chinesischen Schülern in der Bildungsstätte an der Brechkaul führte. Deshalb sollte das Lehrangebot in Birkenfeld „um ein starkes englischsprachiges Element erweitert werden und es wurde dafür ein schlüssiges pädagogisches Konzept erstellt”, sagte Brück.
Der Unterricht in den IB-Fächern findet in englischer Sprache statt. Gleiches gilt für die Abschlussprüfungen, die zentral von der Organisation in Genf gestellt und benotet werden. Es gibt dabei eine Punkteskala von eins bis sieben, wobei sieben das beste Ergebnis ist. „Alle unsere aktuellen Absolventen haben zwischen fünf und sieben Punkte erzielt und damit sehr gut abgeschnitten”, informierte IB-Koordinatorin Dagmar Orlian. Sie lobte die acht Schüler dafür, dass sie zweieinhalb Jahre über das normale Maß hinaus gelernt, viel Durchhaltevermögen gezeigt und nun eine Pionierleistung erbracht haben”.
Orlian beleuchtete auch den langen Weg, der von der im Jahr 2016 entwickelten Idee für die Einführung des neuen Bildungsangebot – diesem hatte seinerzeit die Gesamtlehrerkonferenz mit großer Mehrheit zugestimmt – über die offizielle Anerkennung durch die IB-Organisation bis hin zur aktuellen Zertifikatverleihung an die ersten Absolventen zurückgelegt wurde. In Erinnerung bleiben werde unter anderem der Besuch der Inspektoren der Genfer Organisation im April 2019, der vor der Anerkennung als IB-Schule stand. „Da wurden alle am Programm beteiligten Lehrer wirklich auf Herz und Nieren überprüft”, sagte Orlian.
Am Gymnasium Birkenfeld hat man sich bewusst dazu entschieden, schon ab der Mittelstufe englischsprachige AGs anzubieten, um potenzielle Aspiranten fürs internationale Abitur besser auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten. Die Hauptphase mit Zusatzstunden neben dem regulären Unterricht erfolgt dann in der Oberstufe. In der neunten Klasse besuchen derzeit 30 Schüler die englischsprachigen AGs, in der zehnten Klasse sind es derzeit 15, informierte Orlian.
In den Jahrgangsstufen 11 bis 13 sind es insgesamt 27 Schüler, davon 25 in einzelnen Fächern, die am IB-Programm teilnehmen, so die ergänzende Auskunft des Mainzer Bildungsministeriums. Die Letztgenannten erwerben die IB-Zertifikate in einem oder mehr ausgewählten Fächern als Zusatzqualifikation. Hinzu kommen zwei Schülerinnen, die inzwischen am Gymnasium Birkenfeld sogar das Vollprogramm. Dieses umfasst mit Englisch, Geschichte, Mathe, Deutsch, Philosophie und Biologie sechs Fächer. Eine erfolgreiche Prüfung vorausgesetzt, werden diese beiden Schülerinnen später neben dem deutschen Abitur auch ein zweites, das internationale Abitur (IB Diploma) in der Tasche haben. Dass für dieses Ziel, eine der Schülerinnen eigens von Ottweiler im Saarland nach Birkenfeld gewechselt ist, wird von den Verantwortlichen als positives Zeichen gesehen. Denn sie hoffen, dass sich das besondere Bildungsangebot noch mehr herumspricht und eine Strahlkraft entwickelt, die in Zukunft noch mehr Schüler ans Birkenfelder Gymnasium lockt.